Skispringen auf Matten auch im Winter?

11.05.2023

© Fraunhofer IWM
Abb. 1: Gefrorenes Wasser auf einer Faser der Matte.

 

Prof. Dr. Matthias Scherge

Im Oktober 2022 gab es einen Anruf vom ARD Sportjournalisten Benjamin Wüst. Im Rahmen der Skisprung-Berichterstattung sollte über das Thema „Mattenspringen auch im Winter!?“ berichtet werden. Der Anlass war das erste Weltcupspringen auf Matten in Wisła, aber auch generell die Klima- und Energiekrise. Nach einem Drehtag beim Mattenhersteller Mr. Snow in Chemnitz und an der Schanze in Steinbach-Hallenberg, erfolgte der Dreh im Schneetribologielabor des MikroTribologie Centrums µTC in Karlsruhe. „Mr. Snow“ hatte uns mehrere Mattenstücke geschickt. Wir hatten diese in unser Reibungsmessgerät eingebaut und auf -10°C vorgekühlt. Vor der Kaltmessung wurde zu Vergleichszwecken die Reibung bei Raumtemperatur gemessen. Danach widmeten wir uns zwei Fragen: „Wie groß ist die Reibung im kalten Zustand?“ und „Würde Schnee auf den Matten halten?“. Durch die Versuche konnten beide Fragen simultan beantwortet werden. Die Reibung war im gekühlten Zustand geringer als bei Raumtemperatur. Als Wasser aus einer Sprühflasche als simulierter Regen auf die Matten auftraf, bildeten sich nahezu instantan kleine Eiskügelchen (siehe Bild), die nochmals die Reibung verringerten und als Andockstelle für den Fall von Neuschnee fungieren sollten. Somit konnte gezeigt werden, dass reibungs- und präparationstechnisch alles in Ordnung ist. Anders als im Sommer müssen die Matten nicht bewässert werden, um kleine Reibung zu erhalten. Natürlicher Schnee verträgt sich gut mit den Matten, so dass man für alle Winterbedingungen optimale Verhältnisse im Aufsprunghügel erzeugen kann.

Den Film kann man derzeit noch in der Mediathek finden.

nach oben